Die Steine vom Teufelsberg

Kultort und Bestattungsplatz

Urnen vom Teufelsberg. Die Toten  wurden in Gefäßen des Haushaltes bestattet. Schalen dienten zur Abdeckung. Mitunter wurden den Toten weitere Gefäße mit Speisen und Getränken beigegeben. Foto: Waltraud Bohmzoom

Westlich des Dorfes Wolfshagen befindet sich in der Nähe der malerischen Stepenitz ein sagenumwobener Platz. Hier, so geht die Sage, bat einst ein Fremder einen Wolfshagener Bauern, ihn nach Seddin zu tragen. Nachdem dies geschehen war, wies dieser ihn an, am Ausgangspunkt nachzugraben. Dort solle er einen Schatz finden, den er, ohne ein Wort zu sprechen, nach Hause tragen müsse. Er tat wie ihm geheißen, jedoch entfuhr ihm ein Ruf des Erstaunens und der Schatz verschwand. Stattdessen erhebt sich seitdem an jenem Platz der Teufelsberg.

Wie bei dem nahegelegenen Königsgrab von Seddin (mit der Sage vom König im dreifachen Sarge) ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch hier das Bewusstsein um den besonderen Charakter dieses vorgeschichtlichen Platzes nachklingt. Auf der heute etwa 5 m hohen und 75 x 50 m großen nacheiszeitlichen Düne befindet sich ein bedeutender jungbronzezeitlicher Kult- und Bestattungsplatz, der zur selben Zeit genutzt wurde, in der auch das Königsgrab entstand.

Lageplan der Ausgrabungen 1932 - 1934 (Quelle: Waltraud Bohm, bearb. von Thomas Hauptmann)zoom

Bei Ausgrabungen in den 1930er Jahren konnte im Zentrum der Erhebung ein doppelter Steinkreis mit einem Durchmesser von etwa 7 m freigelegt werden. Er befand sich an der Stelle eines älteren Leichenverbrennungsplatzes (Ustrine). In der Umgebung dieser kultischen Anlage fanden sich zahlreiche Brandgräber. Die Toten wurden jedoch nicht, wie zu dieser Zeit üblich, in gleichförmigen Urnengräbern bestattet. Vielmehr fanden sich auf engem Raum sehr unterschiedliche Grabformen. Teilweise wurde der Leichenbrand in Tonurnen oder Behältnissen aus organischem Material bestattet. Mitunter vergrub man die gesamten Brandreste der Einäscherung in Brandgruben. Viele Bestattungen wiesen Steinbauten, wie große und kleine Steinkisten mit rechteckiger Umrahmung, schiffsförmige Steinsetzungen oder einfache Steinpackungen auf.

Eine außergewöhnliche Steinsetzung in Schiffsform mit der darin befindlichen Urne. Foto: Waltraud Bohmzoom

Die Vielfalt der Grabformen und der steinernen Grabkonstruktionen auf dem Teufelsberg ist für jungbronzezeitliche Flachgräberfelder der Prignitz völlig untypisch und einmalig. Steinerne Grabeinbauten stellen eigentlich ein Merkmal reich ausgestatteter Grabhügel dar. Die Flachgräber vom Teufelsberg enthielten jedoch meist nur wenige Beigaben. Aufgrund der Steinarchitektur repräsentieren sie offensichtlich eine besondere Bevölkerungsgruppe.

Der heutige Zustand des Teufelsberges mit dem spätbronzezeitlichen Kultplatz. Foto: Thomas Hauptmannzoom

Sehr wahrscheinlich liegen auf der gesamten Düne, d. h. auf einer Fläche von ca. 4.000 m² noch sehr zahlreiche Gräber verborgen. Der Teufelsberg stellt im jungbronzezeitlichen Totenbrauchtum der Prignitz ein wichtiges Bindeglied zwischen den reich ausgestatteten Grabhügeln der Eliten und den Flachgräberfeldern der einfachen bäuerlichen Bevölkerung dar.

 

Download der Tafel Wolfshagen (2,03 MB)                                                    Text: Thomas Hauptmann/BLDAM

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