Das Land Brandenburg hatte im Jahr 2006 mit 2,548 Mio. Einwohnern eine um 41.600 Personen geringere Bevölkerung als im Jahr 1990 (Rückgang um 1,6%). Diese gegenüber den anderen neuen Bundesländern günstigere Bevölkerungsentwicklung ist auf Wanderungsgewinne vor allem aus der Hauptstadt Berlin zurückzuführen. Die natürliche Entwicklung weist hingegen ein Geburtendefizit von rund 174.600 Personen im Zeitraum 1991 bis 2006 auf.
Vorrangig infolge der Wanderungsgewinne nahm die Bevölkerung im Brandenburger Teil des engeren Verflechtungsraums um 29,1% zu. Hier werden die Geburtendefizite mehr als ausgeglichen, während im gleichen Zeitraum der äußere Entwicklungsraum einen Rückgang von 15,0 % verzeichnete. Damit verschärfen sich die Unterschiede zwischen beiden Entwicklungsräumen.
Von der Abwanderung sind die jüngeren Altersgruppen (und darunter die weiblichen Personen) besonders stark betroffen. Aus Brandenburg wanderten nahezu 47.400 junge Frauen und damit potenzielle Mütter ab, so dass im Land etwa 2.500 Kinder weniger geboren wurden als bei einem ausgeglichenen Wanderungssaldo.
Der Einwohnerrückgang im äußeren Entwicklungsraum betraf vor allem die größeren Städte. Dort wurden die Geburtendefizite zusätzlich durch Wanderungsverluste verstärkt. Diese Entwicklung ist auch im Landkreis Prignitz festzustellen. Wanderungsziele waren das jeweilige Umland, häufiger aber die alten Bundesländer und teilweise auch Berlin. Die Gründe für Fernwanderungen waren vor allem fehlende Arbeits- und Ausbildungsplätze.
Der Bevölkerungsrückgang im Landkreis Prignitz wird sich - wie in ganz Brandenburg - bis zum Jahr 2030 stetig fortsetzen. Zu diesem Zeitpunkt werden hier etwa 24.600 Menschen weniger leben als noch im Jahr 2006 (Basisjahr für die Erhebungen), das bedeutet einen Rückgang um 28%. Davon sind 84 % auf Geburtendefizite und 16 % auf Wanderungsverluste zurück zu führen. Dieser Trend resultiert zukünftig also ausschließlich aus der negativen natürlichen Entwicklung. Das hat zur Folge, dass im Landkreis Prignitz in der Zukunft ein großer Teil der potenziellen Eltern fehlen wird. Die aktuelle Bevölkerungsprognose des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg geht von einem Rückgang junger Frauen von 20 bis unter 30 Jahre um etwa 2.800 Personen, sprich 67%, aus.
Diese Entwicklung lässt einschneidende Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung erwarten. Rückläufige Kinderzahlen infolge sinkender Zahlen potenzieller Mütter und ein starker Zuwachs an älteren Personen führen zu einem deutlichen Anstieg des Durchschnittsalters in Brandenburg. Im Jahr 2030 wird mehr als ein Drittel der Bevölkerung älter sein als 65 Jahre. Während die Zahl der unter 15-Jährigen bis 2030 um 3.490 Personen (41%) schrumpfen wird, nimmt gleichzeitig die Bevölkerungsgruppe ab 65 Jahre um 5.580 Personen (27%) zu.
Die Veränderungen betreffen alle Landkreise und kreisfreien Städte, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. Während im Landesdurchschnitt die Anzahl der Kinder (0 bis unter 15 Jahre) im Vorausschätzungszeitraum um knapp ein Viertel zurückgeht, wird der Rückgang im Landkreis Prignitz mehr als ein Drittel (-41,4%) betragen. Damit wird der Anteil der Kinder und Jugendlichen im Landkreis bei 7,9 % liegen.
Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15 bis unter 65 Jahre) wird im Landesdurchschnitt um ein Fünftel abnehmen. Im Landkreis Prignitz wird sich dieser Trend verstärken: Befanden sich hier 2006 noch zwei von drei Einwohnern im erwerbsfähigen Alter, wird deren Anteil im Jahr 2030 auf 49,9% sinken. Zudem werden in dieser Bevölkerungsgruppe die höheren Altersjahrgänge überwiegen, da es sich um die stärker besetzten Geburtsjahrgänge bis 1990 handelt.
Die größten Veränderungen wird es bei der Bevölkerungsgruppe im Rentenalter (65 Jahre und älter) geben. Sie wird im gesamten Land Brandenburg als Einzige Zuwächse zu verzeichnen haben. Der Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre wird im Landkreis Prignitz im Jahr 2030 bei 42,2 Prozent liegen. Fast jeder zweite Bewohner wird älter sein als 65 Jahre.
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Die demografischen Prozesse verändern langfristig die Sozialstruktur der Bevölkerung und das Verhältnis der Generationen zueinander. Als Herausforderung erweist sich dabei weniger der langfristige Bevölkerungsrückgang an sich, sondern vielmehr die zunehmende Alterung der Bevölkerung. Die Kenntnis dieser Rahmenbedingungen ist wichtig für eine Bewertung sozialer Problemlagen und die Einschätzung des sozialpolitischen Handlungsbedarfs. Sie ist Grundlage für eine notwendige Anpassung der sozialen und gesundheitlichen Sicherungssysteme. Durch Bevölkerungsrückgang und den Wandel in der Alterstruktur verändert sich z. B. der Bedarf am Wohnungsmarkt. Für das Wohnen im Alter müssen fachübergreifende Strategien entwickelt werden, die das selbstbestimmte Wohnen von Seniorinnen und Senioren ermöglichen und unterstützen. Betreute Wohnformen werden erheblich an Bedeutung gewinnen.
Es bedarf künftig insgesamt einer Infrastruktur, in der alte Menschen gut zurecht kommen. Ihre vorhandenen Potentiale sind zu aktivieren und sie müssen Gelegenheit erhalten, diese auch einzusetzen. Dafür gibt es vielfältige Möglichkeiten. Als Handlungsfelder kommen z. B. ehrenamtliches Engagement, Bildung und Kommunikation, Arbeitsmarkt und Beschäftigung, Gesundheitssorge oder Kultur und Sport infrage.
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