Zu Beginn des 13. Jh. am Oberlauf der Stepenitz gegründet, wurden Stadt und Burg im Jahre 1285 als "Meyenborch" erstmals urkundlich erwähnt. Wichtige Stadt- und Burgherren waren die Familie von Rohr. Aus dem 14. Jh. stammen die ältesten Teile des heutigen Schlosses, das auf älteren Resten errichtet wurde und die mittelalterliche Stadtmauer einbezog. Anfang des 15. Jh. entstand ein zweites Burg- bzw. Schlossgebäude. Seit dieser Zeit unterscheidet man auch den "schwarzen" und den "weißen" Stamm der Familie von Rohr mit je einem eigenen Schlossgebäude (1866 zur heutigen Schlossanlage vereinigt). Seit den 1990er Jahren wurde zunächst die Hülle, später das Innere des Schlosses aufwändig restauriert. Am Pfingstsonntag 2006 fand die feierliche Wiedereröffnung des Schlosses Meyenburg statt. Es beherbergt heute das Mode- und das Heimatmuseum mit der Rohr'schen Stube.
Im Zuge der Sanierung wurden umfangreiche archäologische Untersuchungen durchgeführt. Dabei gelang es, unter dem heutigen Schloss die Reste von zwei älteren Burganlagen nachzuweisen. Die älteste Anlage aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts bestand aus einem Wehrturm und einem Wohngebäude (Palas). Die Burg umgab eine steinerne Mauer mit Torhaus. Die Feldsteinfundamente des quadratischen Turms waren teilweise mehr als 3 m dick und besaßen eine Seitenlänge von fast 10 m. Unter dem Ostflügel des Schlosses fand man die Reste der zweiten Bauphase, der markgräflichen Burg des 13./14.Jh.
Eine sehr aufwändige Warmluftspeicherheizung mit mehren Öfen verdeutlicht die große Bedeutung des Bauwerkes in der damaligen Zeit. Die Baureste, aber auch das zahlreiche, hochkarätige Fundmaterial lassen die Anwesenheit hochrangiger Personen, vielleicht der Markgrafen selbst,
Bedeutendster Fund ist ein goldener Fingerring. Die gesamte Außenseite des Objektes trägt eine erhabene Inschrift in gotischer Majuskel. Sie lautet: JASPAR, BALTAZAR, MELCHIOR. Das Schriftbild erlaubt eine Datierung in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die Namen spiegeln den im späten Mittelalter bedeutenden Dreikönigskult wieder. Das Matthäusevangelium berichtet von den drei Weisen aus dem Orient. Seit dem 6. Jh. sind die Namen Kaspar, Balthasar und Melchior belegt.
Sie symbolisierten zugleich auch die drei Erdteile und die drei Lebensalter. Seit Mitte des 12. Jh. galten die heiligen drei Könige als oberste Reichsheilige und wurden als Patrone der Pilger und Reisenden angerufen. Man schützte sich vor Unheil durch ein Amulett mit einer Dreikönigsdarstellung. Eine solche Funktion hatte auch der Meyenburger Ring. Derartige Ringe sind außerordentlich selten. Aufgrund der Bezeichnung "Jaspar" für Kaspar dürfte der Ring niederdeutscher Herkunft sein. Das wertvolle Material deutet auf die sehr hohe soziale Stellung des Trägers. Neben dem Fingerring weisen zahlreiche Funde auf die adligen Bewohner des Schlosses im 13.-15. Jh. hin. Weiterer Schmuck und Reste von Goldbrokatgewändern dienten der Repräsentation. Eine Schachfigur aus Knochen erinnert an ein Bild des schachspielenden Brandenburger Markgrafen Otto IV (1266-1308) und seiner Frau Hedwig in einer zeitgenössischen Handschrift. Trinkbecher, Fasshähne und ein Fragment von einem Aquamanile (Wasserspendegefäß) stammten von der Tafel der adligen Schlossherren. Ein vergoldeter Buchbeschlag aus Bronze zierte eine wertvolle religiöse Handschrift.
Eine der entdeckten mittelalterlichen Speicherheizungen (Ofen 2) konnte im Zuge der Sanierungsmaßnahmen erhalten werden. Zusammen mit Repliken der wertvollen Funde ist eine museale Präsentation der Objekte vor Ort geplant.
Download der Tafel Meyenburg (1,3 MB) Text: Thomas Hauptmann/BLDAM
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