22.10.2024
Zur Herbstdeichschau an der Elbe trafen sich die Experten in der vergangenen Woche. Sie begutachteten die Qualität der Deiche. Außerdem gab es eine Übersicht über den Stand bei den Deichbaumaßnahmen.
So ungewöhnlich die Hochwassersituation Anfang diesen Jahres war, so unauffällig stellt sich die derzeitige Ausgangslage bei der Herbstdeichschau 2024 dar. Rundum konnten die Experten bei beiden Abschnittsbesichtigungen ein positives Fazit ziehen. Der Unterhaltungszustand der Prignitzer Deiche ist gut bis sehr gut. Alle Arbeiten sind planmäßig durchgeführt worden.
Die letzten Monate waren niederschlagsnormal. Das zeigt sich auch an der Grasnarbe, die bislang keine Trockenheitssymptome aufweist. Mit einem Pegel in Wittenberge von 3,16 Metern (Stand 16. Oktober 2024) führt die Elbe derzeit Mittelwasser. Im Vergleich zu den Sommermonaten der vorherigen Jahre befand sich die Elbe auch in den wärmeren Monaten nicht stark im Niedrigkeitsbereich.
Eine Besonderheit gab es innerhalb der letzten Monate dennoch: Im Spetember gab es einen kurrzeitigen Pegelanstieg, der zeitglich mit dem Oder-Hochwasser einherging. Für einen geringen Zeitraum wurde die Alarmstufe I (Anstieg über 450 cm) am Pegel Wittenberge überschritten. Der Pegel fiel allerdings schnell wieder ab, sodass es im Landkreis Prignitz zu keiner besorgniserregenden Lage kam und die Deiche keine weiteren Schäden davontrugen.
Bis in den Mai wurde das Treibgut aus dem Hochwasser vom Anfang des Jahres durch den Wasser- und Bodenverband Prignitz beräumt. Auch beim Wasseranstieg im September wurde punktuell Treibgut angespült.
Ein Teil der Deichflächen wurde durch den Wasser- und Bodenverband vorgemäht. Diese Maßnahme wurde erlassen, um die Schäfer zu entlasten. Diese sind von großer Bedeutung für die Bewirtschaftung der Deichflächen. Dennoch ist hier insgesamt ein Rückgang innerhalb dieses Berufskreises zu verzeichnen. Derzeit gibt es noch vier Schäfer im Haupterwerb, drei im Nebenerwerb in der Prignitz.
Derzeitige und künftige Baumaßnahmen
Während der Deichschau wurde nicht nur der Zustand der Deiche geprüft, auch Baustellen, die dem Hochwasserschutz dienen, wurden begutachet. Im Bereich Quitzöbel/Wittenberge konnten sich die Experten vor Ort über die Fertigstellung der Baunaßnahmen an Wehr und Brücke Gnevsdorf freuen. Im Zuge der Deichschau konnte die Schaukommission feststellen, dass offensichtlich die Bauarbeitn am Wehr Quitzöbel der gleichnamigen Wehrgruppe in Sachsen-Anhalt abgeschlossen wurden.
99 Prozent der Elbe-Deiche sind in der Prignitz grundhaft saniert. Dennoch stehen verschiedene Baumaßnahmen an. So soll im Bereich des Stadtgebietes Wittenberge im Winter eine Deichkilometrierung installiert werden. Außerdem ist eine Erhöhung verschiedener Deiche notwendig, so auch bei dem grundsätzlich sanierten Deich von Gnevsdorf bis Wittenberge. Wann diese Erhöhung erfolgt, ist jedoch noch ungewiss. Momentan wird vonseiten des Landes nach Finanzierungsmitteln gesucht, da entsprechende Bundesmittel für den Hochwasserschutz gekürzt wurden. Es wird nun versucht, auf europäische Fördermittel zurückzugreifen. Auch der Lindendeich und der Leitdeich/Königsdeich im Bereich Wittenberge müssen erhöht werden.
Aktiv laufen gerade vier Baumaßnahmen zum Hochwasserschutz in der Prignitz. Die Sanierungsarbeiten am Wehr Gnevsdorf sind fast abgeschlossen. Die Deichschau führte die Experten auch zur Baustelle nach Müggendorf. Die Arbeiten kommen gut voran, die Spundwand konnte bereits eingesetzt werden. In den nächsten Monaten werden nur noch restliche Erd- und Straßenbauarbeiten, sodass die Baustelle wahrscheinlich im ersten Halbjahr 2025 fertiggestellt werden kann.
Auch in Wentdorf konnte die Spundwand bereits gesetzt und der Deich teilweise neu aufgebaut werden. Hier hatten Risse für Handlungsbedarf gesorgt. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich im ersten Quartal 2025 abgeschlossen sein. Ebenfalls begonnen haben die Arbeiten in Mödlich am Wilkensbrack. Sie sollen auch im nächsten Jahr fertiggestellt werden.
Weitere Themen auf der Deichschau
Seit zwei Wochen sind zunehmend Wildschweinschäden an den Deichen zu erkennen. Diese haben aber noch kein besorgniserregendes Ausmaß angenommen. Ein Fuchsbau wurde am Deich Löcknitz-Sommerdeich bei Breetz entdeckt. Um Schäden an den Deichen durch Nutria zu vermeiden, sind bislang 100 Stück entnommen worden. Dank einer erlassenen tierschutzrechtlichen Allgemeinverfügung dürfen diese Tiere durch Jäger auch wieder geschossen werden.
Um auch in Zukunft den Hochwasserschutz in der Prignitz zu gewährleisten, fand am 19. Oktober 2024 in Cumlosen beim THW eine Deichläuferschulung statt. Deichläufer haben die Aufgabe, ab der Ausrufung einer Alarmstufe III zugewiesene Abschnitte zu begehen, diese nach Schäden abzusuchen, sie zu markieren und zu melden. Insgesamt hatten sich 45 Teilnehmer angemeldet. Nach einem theoretischen Teil erfolgte eine praktische Übung. Die Teilnehmer liefen in Gruppen Deichabschnitte ab, mussten auf Bildern dargestellte Schäden finden und diese an das Wachlokal melden. Eingeladen zu dieser Schulung hatte das Amt Lenzen-Elbtalaue. Unterstützung kam vom Landesamt für Umwelt und vom Landkreis Prignitz.
Zusätzliche Information: Zur Übung werden am 7. November die Hochwasserschutzwände in Wittenberge aufgestellt.
© Landkreis Prignitz