Unterstützung für die AWO Obdachlosenunterkunft

23.12.2024

In der AWO Obdachlosenunterkunft in Groß Pankow wird eine großartige Arbeit geleistet, die gerade – leider – wieder sehr notwendig ist und jede Unterstützung verdient. Darum kommt das Neujahrskonzert mit dem Landespolizeiorchester in Wittenberge am Samstag, 11. Januar 2025, diesmal dieser Einrichtung zugute. Hier ein kleiner Einblick in ihre Arbeit.

Die Zimmer der Bewohner sind einfach eingerichtet.Foto: Bernd Atzenroth / Landkreis Prignitz
Die Zimmer der Bewohner sind einfach eingerichtet.Foto: Bernd Atzenroth / Landkreis Prignitz

Nein, es ist nicht erstrebenwert, hier zu leben. Aber für diejenigen, die einmal in der Obdachlosenunterkunft in Groß Pankow untergebracht worden sind, war es in diesem Moment die einzige Chance auf ein eigenes Bett, eine Möglichkeit, sich und seine Kleidung zu waschen, und überhaupt: ein Dach über dem Kopf zu haben.

Jeder einzelne Bewohner steht für ein menschliches Schicksal. Ein Beispiel: Seit fünf Jahren nun wohnt einer der Bewohner in der Obdachlosenunterkunft in Groß Pankow. Seinen Namen möchte er nicht nennen. Dennoch öffnet er sich, erzählt seine Geschichte. Es war der Alkohol, der ihn aus der Bahn geworfen hatte. Das kostete ihn seinen gut dotierten Job, letztlich auch die Wohnung: Das Eigenheim musste verkauft werden, und als irgendwann das Geld alle war, stand die Zwangsräumung an.

Menschliche Schicksale: Es kann jeden treffen

Und so kam er, als er ganz am Boden war, nach Groß Pankow in die Obdachlosenunterkunft – damals für ihn ein absoluter Tiefpunkt in seinem Leben, aber im Nachhinein auch ein Wendepunkt. „Es war ein ganz schlimmes Gefühl, aber letztlich das kleinere Übel“, sagt er heute.

Hätte sich sein Schicksal verhindern lassen? „Es ist nicht so, dass die AWO nicht schon vorher versucht hätte, zu helfen“, betonte er, „das ist eine Super-Einrichtung.“ Denn zum Aufgabenbereich der beiden Betreuerinnen in der Einrichtung gehört auch die Prävention, wenn sie davon Kenntnis bekommen, dass jemand Gefahr läuft, abzurutschen. Doch er ließ sich nicht helfen, zumindest damals noch nicht.

Heute kann man sagen, dass der Mann nach seinem Tiefpunkt sich in den Jahren in Groß Pankow seinen Problemen gestellt hat und sich zum Beispiel um seine Gesundheit gekümmert hat. Nun besteht sogar die Chance, dass er die Unterkunft wieder verlassen und eine eigene Wohnung beziehen kann.

Dietra Schwarz und ihre Kollegin Sabrina Schmidt haben ihn die ganzen Jahre über dabei unterstützt, wieder im Leben Fuß zu fassen. Das gelingt nicht bei jedem, aber dennoch wird hier niemand aufgegeben.

Obdachlosigkeit: Ein erschreckend aktuelles Problem auch in der Prignitz

Das wird umso wichtiger, da aktuell Obdachlosigkeit leider wieder eine größere Rolle spielt. Scham und Angst vor Ausgrenzung sind nach wie vor hoch. Einrichtungsleiterin Dietra Schwarz hat dazu erschreckende Fakten: „In den Jahren 2023 und 2024 haben wir 55 Personen ausgemacht, die verdeckt obdachlos lebten.“ Sprich: Die nicht zugeben wollten, dass sie ihr Obdach verloren hatten. Eine Frau hatte sogar in einem Erdloch gelebt, andere lebten auf Supermarkt-Parkplätzen.

Gegenüber 2022 haben solche Falle um 92 Prozent zugenommen – eine bittere Entwicklung, vor allem vor dem Hintergrund, dass sich die EU zum Ziel gesetzt hatte, dass es bis 2030 in der EU gar keine Obdachlosigkeit mehr gibt. „Das ist ein illusorisches Ziel“, sagt auch Dietra Schwarz und nennt gleich eine ganze Reihe von Gründen, warum das so ist - unter anderem weil es schwer ist, für diejenigen neuen Wohnraum zu finden, die ihre Wohnung verloren haben.

Die Gründe für den Verlust der eigenen vier Wände sind vielfältig und können einen kurzfristig und unerwartet treffen, etwa wenn sich Partner trennen. Auch Mietschulden nennt Dietra Schwarz als einen Grund. Und: Fälle von Verwahrlosung nehmen zu.

Es gibt aber auch die Positivbeispiele, etwa einen anderen ehemaligen Bewohner der Unterkunft, für den nach 30 Jahren eine Wohnung gefunden werden konnte. Wieder andere Ex-Bewohner haben Arbeit gefunden. Dietra Schwarz bedankt sich dafür vor allem bei landwirtschaftlichen Betrieben – diejenigen, die dort auch ihrer Klientel eine Beschäftigung verschafft haben, nennt sie „Engel ohne Flügel“.

Neujahrskonzert zugunsten der AWO Obdachlosenunterkunft

Helfen kann man den vom Schicksal geschlagenen Menschen aber auch schon, indem man die Einrichtung unterstützt. Und das geht über ein Benefizkonzert: Eine „Neujahrs-Film-Gala“ wartet am Samstag, 11. Januar 2025, um 16 Uhr auf die Besucher des Neujahrskonzerts mit dem Landespolizeiorchester Brandenburg im Kultur- und Festspielhaus Wittenberge. Erstmals präsentiert der Landkreis Prignitz das Konzert gemeinsam mit dem Polizeipräsidium Land Brandenburg und dem Kultur- und Festspielhaus Wittenberge.

Das Orchester wird dabei mit Perlen der Filmmusik aufwarten, und das wie immer für einen guten Zweck, diesmal eben die Unterstützung der AWO Obdachlosenunterkunft.

Zur AWO Obdachlosenunterkunft in Groß Pankow

Hier noch ein paar Fakten:Die Unterkunft in Groß Pankow bietet 13 Personen Platz. Zehn Plätze davon sind derzeit belegt. Wie stark der Bedarf inzwischen wieder ist, zeigt sich daran, dass es in diesem Jahr alleine in der Gemeinde Groß Pankow zwölf neu von Obdachlosigkeit betroffene Menschen gab. Die Fluktuation in der Einrichtung ist aber hoch – abgesehen von einigen ständigen Bewohnern. Außerdem gibt es für besondere Fälle in Groß Pankow noch eine zusätzliche Wohnung.

Die Unterbringung von wohnungslosen Bürgern ist eine kommunale Pflichtaufgabe. Für die Betreibung der Unterkunft gründeten am 1. Januar 1999 fünf Kommunen im Landkreis Prignitz einen Trägerverbund, dem mittlerweile neun Mitglieder angehören: die Gemeinden Gumtow, Plattenburg und Groß Pankow, die Ämter Putlitz-Berge, Meyenburg (seit 2003) und Lenzen-Elbtalaue (2023) sowie die Städte Pritzwalk, Perleberg (seit 2017) und Wittenberge (seit 2017).

Für die Kommunen, in denen insgesamt 64.000 Menschen leben und die fast 80 Prozent des Kreisgebiets repräsentieren, übernimmt die AWO-Arche Prignitz gGmbH die Betreuung der obdachlosen Menschen. Dieser umfangreichen Aufgabe widmen sich Dietra Schwarz und Sabrina Schmidt.

Das Modell des Trägerverbunds ist im Land Brandenburg einmalig. In der früheren Unterkunft bei Steffenshagen und nun in Groß Pankow wurden in den 25 Jahren insgesamt 235 Personen aufgenommen. 206 davon waren Männer, 28 Frauen, eine Person war divers.

364 Wohnungsräumungen wurden begleitet. In 43 Fällen gab es keine Wohnungsräumung – hier wurden nur die Schlüssel ausgetauscht. Im Moment leben zwei Personen in  der Unterkunft, die dies im vergangenen Jahr erlebt haben. 

Wofür soll das Spendengeld verwendet werden?

Die Mitglieder des Trägerverbundes teilen sich alle Sach- und Personalkosten prozentual entsprechend der Einwohnerzahlen. Die Ausstattung der Unterkunft wird daraus finanziert und ist ihrem Zweck entsprechend sehr einfach gehalten.

Die Mitarbeiterinnen der AWO möchten darüber hinaus für die Bewohner im Garten des Hauses eine Sitz- und Aufenthaltsgelegenheit schaffen. Derlei gibt es bislang nicht. Dafür soll das Spendengeld verwendet werden, das im Zusammenhang mit dem Benefizkonzert eingenommen wird.

Der Eintritt für das Konzert ist frei; dafür sind Spenden erwünscht. Tickets kann man im Kultur- und Festspielhaus Wittenberge erwerben.

Spenden im Voraus sind auch willkommen, und zwar auf das Konto:

AWO-Arche Prignitz gGmbH
IBAN:
DE 74 1605 0101 1311 0098 99
BIC: WELADED1PRP
Verwendungszweck: Benefizkonzert

Im Garten der Unterkunft gibt es genug Platz für eine Aufenthaltsgelegenheit, wie Sabrina Schmidt (l.) und Dietra Schwarz hier zeigen.  Foto: Bernd Atzenroth / Landkreis Prignitz
Im Garten der Unterkunft gibt es genug Platz für eine Aufenthaltsgelegenheit, wie Sabrina Schmidt (l.) und Dietra Schwarz hier zeigen. Foto: Bernd Atzenroth / Landkreis Prignitz

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