Kuhburg ist jetzt ein Anlaufpunkt für Touristen

18.03.2025

Die mittelalterliche Turmburg Wüsten Vahrnow, im Volksmund „Kuhburg“ genannt, wurde am Dienstag, 18. März 2025, nach über einjähriger Sanierung und einem Ausbau zum touristischen Anziehungspunkt der Öffentlichkeit vorgestellt und übergeben.

Die KUhburg - Foto: LK Prignitzzoom

Hergen Reker, Amtsdirektor des Amtes Putlitz-Berge, begrüßte die Anwesenden. Vor Ort dabei waren auch der Leiter des Sachbereichs Denkmalschutz beim Landkreis Prignitz, Gordon Thalmann, der Grabungsleiter Professor Felix Biermann sowie die Architekten Jan Bodenstein und Matthias Wieck. Vertreten waren auch die LAG Storchenland, der Tourismusverband Prignitz mit seinem Geschäftsführer Mike Laskewitz sowie das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum (BLDAM).

Bei der Kuhburg handelt es sich um eine etwa vier Meter hohe Ruine eines massiven eckigen Feldsteinturms, die vor der Umgestaltung bei Wüsten Vahrnow mitten auf einem Acker ohne Zuweg zwischen mehreren Bäumen stand. Das Innere des Turms hat eine Grundfläche von etwa fünf mal fünf Metern. Die Mauern selbst sind einen guten Meter breit. In den Mauern wurden relativ weit unten Fenster- beziehungsweise Lichtöffnungen ausgemacht, während sich der Eingang zu der Anlage fünf Meter über der Erde befunden haben soll.

Im Sommer 2023 war damit begonnen worden, die Grundmauern freizulegen, die Ruine zu sichern und dann zu einem touristisch interessanten Punkt und Rastplatz umzugestalten – schließlich verläuft hier auch die Strecke zwischen den Zentralen Archäologischen Orten (ZAO) Mellen und Seddin. Auch in Zukunft soll die Kuhburg durch eine Einbindung in Radtouren Besucher anlocken und damit einen Teil der Prignitzer Geschichte darstellen.

Im Turminnern gelangt man nun über eine Treppe auf eine Plattform, auf der man über die Turmmauern hinaus in die Weite schauen kann. An dieser Stelle ist auch eine Informationstafel angebracht worden.

Für die Umgestaltung wurde auch ein befestigter Zuweg vom nahen Dorf Wüsten Vahrnow aus gebaut. Die Errichtung des touristischen Punktes wurde mit Leader-Mitteln gefördert.

Auch die Untere Naturschutzbehörde (UNB) beim Landkreis Prignitz war an der Maßnahme beteiligt – für den Arten- und Naturschutz wurden wegbeleitende Hecken gepflanzt.

Die Grabungs- und Bauarbeiten wurden begleitet von archäologischen Erkundungen, die über Mittel der Denkmalhilfe ermöglicht wurden. Von Anfang an traten dabei Funde zutage, die dabei helfen werden, mehr über die Entstehung und den eigentlichen Zweck der Kuhburg in Erfahrung zu bringen.

Denn bis zu einem kleinen Forschungsprojekt des Sachbereichs Denkmalschutz beim Landkreis Prignitz in Kooperation mit der Universität Stettin im Jahr 2020 wurde lange darüber gerätselt, welchen Zweck dieses Gebäude eigentlich hatte.

Der Name „Kuhburg“ stammt daher, dass ursprünglich einmal der Sinn der Ruine als Wachanlage für Kühe vermutet worden war. Das darf als widerlegt gelten. Mittlerweile scheint klar, dass es sich um eine Turmburg handelt, die in der zweiten Hälfte des 13. und der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts genutzt wurde – möglicherweise als Jagdschloss für Adlige, seien es die Edlen Gänse zu Perleberg oder die brandenburgischen Markgrafen. Es handelt sich um eine einmalige Anlage, wie Grabungsleiter Professor Felix Biermann betont. Parallelen sieht er zum Jagdhof Kölpin in der Uckermark, dessen Existenz als Jagdschloss schriftlich bestätigt ist.

Die Jagdresidenz-Theorie für die Kuhburg leitete man daraus ab, dass in den ersten Tagen der Grabung extrem viele Schlachtabfälle gefunden worden waren, etwa Knochen von Geflügel und Schweinen, ein Schweinezahn und der Hauer eines Keilers.

Weitere Untersuchungen dieser Funde haben die Jagdschloss-Theorie bislang nicht vollständig bestätigen können. Allerdings konnte unter den ergrabenen Knochen nach einer archäo-zoologischen Bestimmung ein extrem hoher Anteil an Pferdeknochen identifiziert werden. Dazu wurden Pfeilspitzen, Armbrustbolzen, Hufeisen, Gürtelschnallen und Messerbeschläge freigelegt – alles Hinweise, die nahelegen, hier schon einen Adelssitz zu vermuten.

Zudem fand sich nicht nur einheimische Keramik, sondern auch Importware wie Siegburger Keramik, deren Anschaffung sich eigentlich nur Adlige leisten konnten. Münzfunde gab es auch – Brandenburgische Denare wurden durch die ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger des Landkreises entdeckt und freigelegt.

Die Anlage hatte eine Vorburg an der Nordseite. Im Obergeschoss gab es auch einen Kachelofen, und es gibt aufgrund verkohlter Dachziegelfunde Hinweise, dass es hier damals auch einmal gebrannt hat. Ebenfalls gefunden wurde ein übergroßer, rostiger, schmiedereisener Nagel.

Warum das Schloss nach etwa einem halben Jahrhundert nicht mehr genutzt wurde, könnte verschiedene Ursachen gehabt haben. So gab es Mitte des 14. Jahrhunderts eine kleine Eiszeit, die eine Agrarkrise auslöste und in der 120 Dörfer in der Prignitz wüst gefallen sind, unter anderem wohl Vahrnow, das später als Wüsten Vahrnow wieder aufgebaut worden ist. Hinzu kam zur damaligen Zeit auch noch die große Pest-Epidemie.

Die archäologischen Erkundungen sind auch sicherlich noch nicht abgeschlossen. So wurde ein mittelalterlicher Brunnen angegraben, aber bislang nicht freigelegt. Es gibt die Überlegung, an dieser Stelle noch einmal nachzufassen, denn der Brunnen könnte weitere Aufschlüsse über Sinn und Zweck der Kuhburg geben.

Viele Interessierte kamen zur Eröffnung / Foto: LK Prignitz

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