21.03.2025
Die Hochwasserschutzanlage bei Müggendorf konnte im Dezember 2024 fertiggestellt und jetzt, am 20. März 2025, offiziell übergeben werden.
Hierzu waren unter anderem Vertreter des Landesamtes für Umwelt (LfU), des Amtes Lenzen-Elbtalaue, der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Prignitz und des Ministeriums für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz (MLEUV) angereist, um sich von den umgesetzten Maßnahmen selbst zu überzeugen.
Es ist schon einige Zeit her, seit der Spatenstich im November 2023 gesetzt wurde. Seitdem hat sich in dem idyllischen Dörfchen Müggendorf in der Gemeinde Cumlosen einiges getan. Nachdem monatelang gebaggert, gegraben und gehämmert wurde, konnten alle Beteiligten am 20. März 2025 bei schönstem Wetter zufrieden auf das Ergebnis blicken. Die neue Hochwasserschutzanlage ist fertig und für künftige Herausforderungen bestens gewappnet.
Auf 540 Metern wurde die Ortslage von Müggendorf gesichert. Der Deich wurde mit einer Spundwand versehen, um diesen zu stabilisieren und zu erhöhen – dazu wurde die Wand teilweise bis zu 17 Meter tief in die Erde gepresst. Damit ist die neue Anlage auch für den Fall gesichert, falls einer der Bäume im direkten Deichvorland bei Hochwasser und Sturm auf sie kippen sollte.
Aufgrund der beengten örtlichen Gegebenheiten und um den wertvollen Eichenbestand im Vorland zu schonen, wurde entschieden, dass die Sanierung der Hochwasserschutzanlage durch den Bau einer Hochwasserschutzwand erfolgen soll, die den vorhandenen Deichkörper einbindet. Das spezielle Presseverfahren wurde gewählt, um Schäden durch Vibrationen an den Häusern im Dorf – die teilweise in unmittelbarer Nähe standen – zu vermeiden.
Die Hochwasserschutzwand wurde aus Stahlspundbohlen errichtet, die im oberirdischen Bereich mit einem Stahlbetonholm ummantelt wurden. Um dem äußeren Erscheinungsbild des Dorfes nicht zu schaden, wurde der Holm mit Klinkern verkleidet. Damit die Zufahrten in das Deichvorland und zu einem elbeseitig liegenden Wohnhaus erhalten werden konnten, wurden Scharten in der Wand eingeplant, die aber im Hochwasserfall mit Dammbalken aus Aluminium verschlossen werden können.
Ziel der gesamten Bau- und Sanierungsmaßnahme ist der Schutz gegen ein Hochwasserereignis, wie es statistisch gesehen alle 100 Jahre auftritt (HQ 100). Dass dieser Deichabschnitt dringend erneuert bzw. unterstützt werden musste, wurde beim Elbehochwasser 2013 deutlich. Damals konnte der Schutz der Ortslage und der angrenzenden Bebauung nur durch die Errichtung eines Sandsackwalls sichergestellt werden. Mit der nun abgeschlossenen Baumaßnahme wurde diese Lücke geschlossen.
Amt Lenzen-Elbtalaue lässt Straße „Am Elbdeich“ sanieren
Das Amt Lenzen-Elbtalaue ließ parallel die durch das Elbehochwasser 2013 an der Fahrbahn und den Nebenanlagen der denkmalgeschützten Straße „Am Elbdeich“ verursachten Schäden beseitigen. Das schloss die Umverlegung von Ver- und Entsorgungsleitungen, die Anpassung der Grundstückszufahrten sowie den Neubau eines 900 Meter langen Regenwasserkanals ein. Insgesamt wurden 1.200 Quadratmeter neues Betonsteinpflaster und 1.900 Quadratmeter Natursteinpflaster verlegt.
Aufgrund der bautechnologischen Synergien wurde das Vorhaben als Gemeinschaftsbaumaßnahme des Landesamtes für Umwelt Brandenburg (LfU) und des Amtes Lenzen-Elbtalaue unter Federführung des LfU realisiert. Die Investitionssumme betrug insgesamt rund 6,25 Millionen Euro. Der Anteil der Hochwasserschutzmaßnahme lag bei etwa 4,5 Millionen Euro, hinzu kamen 1,7 Millionen Euro für die Straße „Am Elbdeich“.
Diese Baumaßnahme war ein besonderes Projekt, wie es auch Dirk Ilgenstein, Präsident des Landesamtes für Umwelt, bei der Eröffnung betonte. Er richtete seinen Dank an alle Akteure, die an der Verwirklichung beteiligt waren. Es habe eine gute und konstruktive Zusammenarbeit gegeben.
Dieser Aussage stimmte auch Harald Pohle, ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Cumlosen, zu und ergänzte: „Diese Maßnahme war eine riesige Aufwertung für das Dorf.“ Denn ebenfalls in den Baumaßnahmen enthalten war die Vergrößerung der Buswendeanlage, sowie eine neue Bushaltestelle, ein Bushaltewartehäuschen und Beleuchtungsanlagen.
Hochwasser 2024 brachte eingeweichte Böden und Sorge um die Stabilität
Die Umsetzung der Maßnahme sei im zeitlichen Rahmen gewesen, so Projektleiter Robert Schmidt vom LfU. Doch von einem 100 Prozent reibungslosen Ablauf konnte nicht die Rede sein. „Der Hochwasserschutz in Müggendorf ist wie ein Eisberg: Man sieht nur die Spitze.“ Das Hochwasser der Elbe Anfang 2024 hatte für Probleme gesorgt. Die Spundwand konnte zwar sehr leicht durch den eingeweichten Boden in die Erde gepresst werden, dafür bestand jedoch Sorge, dass sie durch den Schlamm zu wenig Stabilität haben könnte. Am Ende sei jedoch alles gut gegangen, führte Robert Schmidt die Herausforderungen aus. Insgesamt wurden 228 Betoniervorgänge während der gesamten Maßnahme durchgeführt.
Auch aus naturschutzrechtlicher Sicht gab es bei diesem Projekt einiges zu beachten. Denn die Hochwasserschutzanlage liegt in unmittelbarer Nähe zum Naturschutzgebiet. „Dass für Müggendorf solch eine Lösung gefunden werden konnte, die die Sicherheit der Einwohner und den Schutz der umliegenden naturbedingten Gegebenheiten vereint, zeigt deutlich die kompetente und lösungsorientiere Zusammenarbeit, die hier stattfand. Wir freuen uns, dass wir als Untere Naturschutzbehörde bei der Realisierung mitwirken konnten. Das Ergebnis kann sich in jedem Fall sehen lassen“, ergänzte Marc Frankowiak, Sachbereichsleiter Umwelt des Landkreises Prignitz.
Hochwasserschutz in der Prignitz bleibt Thema
Von den 76 Kilometern Elbehauptdeich von Gnevsdorf bis Wittenberge, die im Rahmen des Programms Elbdeicherweiterung bearbeitet werden, sind seit 1997 bereits über 99 Prozent der Deichabschnitte mindestens auf den Bemessungshochwasserstand von 7,45 Meter am Pegel Wittenberge erhöht und erweitert worden. Rund 28 Prozent des Elbehauptdeichs in der Prignitz sind bislang nach dem 2008 neu festgelegten Bemessungshochwasserstand von 7,99 Meter am Pegel Wittenberge erhöht worden. Ziel ist es, laut Dirk Ilgenstein, auch die übrigen Deiche noch weiter zu ertüchtigen und an diese Gemarkung zu richten.„Es liegt also in den nächsten Jahren noch einiges an Arbeit vor uns.“
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