12.06.2025
Prignitzer Landrat Christian Müller besichtigt den sanierten Elbdeich bei Wentdorf
Laien wären die Risse im Elbdeich wohl gar nicht aufgefallen. Dabei hatten sie sogar schon den Radweg erreicht. Als Experten während einer Deichschau 2022 die Schäden bei Wentdorf (Landkreis Prignitz) bemerkten, schrillten jedoch die Alarmglocken. „Es war Gefahr in Verzug“, erklärte Robert Schmidt vom Landesamt für Umwelt am Donnerstag während der Übergabe des sanierten Abschnitts.
Die Bauarbeiten haben insgesamt nur zweieinhalb Jahre gedauert. Das sei wenig für so eine Maßnahme und sei dem Landkreis Prignitz zu verdanken. Der hatte im Dezember 2022 eine Ordnungsverfügung erlassen. Der Zustand des Deiches war so schlecht, dass er als nicht mehr standsicher eingestuft werden musste. Durch die Ordnungsverfügung des Landkreises entfielen langwierige Planungsprozesse.
„Das ist schon eine außergewöhnliche Maßnahme, aber es ging um die Sicherheit der Menschen“, sagte Landrat Christian Müller und dankte den Teilnehmern der damaligen Deichschau. 1160 Einwohner der angrenzenden Dörfer wären im Falle eines Hochwassers akut gefährdet gewesen. Dieses Beispiel zeige, dass die jährlichen Deichschauen im Frühling und Herbst wichtig seien, um solche Schäden rechtzeitig zu erkennen und handeln zu können.
Knapp 700 Meter mussten für rund 3,4 Millionen Euro erneuert werden. Der Deich wurde teilweise abgegraben und ein sickerfähiges Material eingebracht. Eine verbaute Spundwand erhöht die Standsicherheit zusätzlich. „Hier zeigt sich wieder einmal, dass Hochwasserschutz bei uns in Brandenburg oberste Priorität hat, weil er essenziell für die Sicherheit von Leib und Leben der Bewohner der flussnahen Regionen ist“, sagte Staatssekretär Gregor Beyer vom Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft. Jetzt könne das Wasser kommen. „Wir haben ein Maximum an Sicherheit erreicht“, so Beyer und an die Baufirmen gerichtet: „Sie haben einen guten Job gemacht.“
Dieses Teilstück wurde mit der Sanierung an das neue Bemessungshochwasser angepasst. Dieses orientiert sich an einem Wasserstand von 7,99 Meter am Pegel Wittenberge - zuzüglich einem Meter Freibord. 2013 hatte der Fluss mit 7,84 Meter eine Rekordhöhe erreicht. Bisher sind aber nur etwa 32 Prozent des Elbdeiches auf diesem Stand. Die anderen Abschnitte, insgesamt 99 Prozent des Deiches, sind auf das zuvor geltende Niveau 7,45 Meter am Pegel Wittenberge bemessen worden, so dass hier weiterer Handlungsbedarf besteht.
Diesen Aspekt griff Landrat Müller auf: Er dankte der Landesregierung für die bereitgestellten Mittel und der stetigen Sanierung. Zugleich sprach er seine Hoffnung und die Bitte aus, nicht nachzulassen, in die Sicherheit der Prignitzer zu investieren.
Landrat Christian Müller: „Wir müssen die anderen Bereiche verstärken und an das neue Bemessungshochwasser anpassen.“ Dafür müsse das Land dem Landesumweltamt die nötigen Mittel zur Verfügung stellen. „Das muss gelingen, auch wenn die Haushaltslage nicht einfach ist“, so Müller weiter. Die aktuellen Zeiträume zur Realisierung der anstehenden Maßnahmen seien relativ lang.
Wittenberges Bürgermeister Dr. Oliver Hermann sagte: „Ein Deich ist nur so stark, wie das schwächste Glied.“ Deshalb dürfe man nicht nachlassen, in den Hochwasserschutz zu investieren. Das sanierte Teilstück bei Wentdorf liegt an der Gebietsgrenze zwischen der Stadt Wittenberge und gehört ebenfalls zur Gemeinde Cumlosen im Amt Lenzen-Elbtalaue. Bürgermeister Harald Pohle und Amtsdirektor Harald Ziegeler waren ebenfalls zur Übergabe gekommen.
Bauleiter Robert Schmidt plädierte dafür, generell die Planungen zu verkürzen, auch ohne eine Ordnungsverfügung. Das werde gerade ermöglicht, so Gregor Beyer. Im Zuge des geplanten Bürokratieabbaus soll bei einer Deichsanierung in der bestehenden Trasse generell das bisher erforderliche Planfeststellungsverfahren entfallen, erklärte der Staatssekretär. In diesem Punkt herrsche Einigkeit unter den Beteiligten. Schon bald soll das entsprechende gesetzt angepasst werden.
Zum Schluss informierte Robert Schmidt noch über die wertvollsten Bestandteile des Deiches: Der verbaute Stahl, die spezielle Grassaat und der Radweg sind die teuersten Elemente.“
© Landkreis Prignitz