Schwedenschanze - befestigte Anlage am unteren Lauf der Dömnitz

Besiedelt seit über 3.000 Jahren

Geländemodell, Quelle: Airborne Laserscan, LGB, bearbeitet: Thomas Hauptmannzoom

Die Anlage befindet sich etwa 1,5 km nord-östlich des Ortes Horst im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet "Großer Horst". Die vielfach verwendete Bezeichnung "Schwedenschanze" stammt aus dem Dreißigjährigen Krieg, als die Bevölkerung derartige Befestigungsanlagen als Fluchtburg oder Viehversteck nutzte, um sich vor den feindlichen Truppen zu verschanzen.
Bei der "Schwedenschanze" von Horst handelt es sich um eine Befestigungsanlage, die in der jüngeren Bronzezeit errichtet und später von Slawen in kleinerer Dimension wieder genutzt wurde. Die bronzezeitliche Burg umfasst eine Fläche von ca. 3,6 ha.
An der Spitze des von der Dömnitz umflossenen Geländesporns befindet sich der slawische Ringwall mit einem Durchmesser von ca. 40 m, und einem vorgelagerten Abschnittsgraben. Etwa 80 m südlich davon trennt ein weiterer Abschnittswall mit Graben aus slawischer Zeit das Gelände nach Süden ab. Vom westlichen und östlichen Ende dieses Abschnittswalles verlaufen parallel zur Dömnitz geringmächtigere Wälle nach Norden und schließen an den Graben des Ringwalles an. Auf dieser trapezförmigen, umwallten Fläche befand sich vermutlich die slawische Siedlung.

Ostseite des Geländesporns. Foto: LK Prignitzzoom

Südlich dieser Anlage befindet sich ein weiterer ca. 240 m langer abgewinkelter Abschnittswall. Er stellt den ältesten Teil der Befestigungsanlage dar und besaß ebenfalls einen vorgelagerten Abschnittsgraben. Am nördlichen Ende dieses bronzezeitlichen Walles ist ein antikes Zangentor noch deutlich nachvollziehbar. Ein großer Teil der Westseite des Areals ist offenbar von der Dömnitz abgetragen worden. Auch auf der Ostseite haben die jährlichen Hochwasser ihre Spuren hinterlassen.
Bevor die Fläche befestigt wurde, nutzte man sie um 1.000 v. Chr. bereits als Siedlungs- und Bestattungsplatz. Darauf weisen ein einzeln aufgedecktes Urnengrab, ein ca. 200 m östlich befindliches Hügelgrab sowie Siedlungsbefunde aus der gleichen Zeitstellung hin. Südlich der Befestigungsanlage und des Hügelgrabes belegen Keramikfunde zudem eine Außensiedlung.

Blick vom slawischen auf den jungbronzezeitlichen Wall. Foto: LK Prignitzzoom

Das Flussbett zeigt an seinem nördlichen Ufer eine heute verlandete etwa rechteckige Aussparung auf einer Fläche von ca. 60 x 60 m. Möglicherweise handelt es sich hierbei um einen Anlegeplatz.
Die Fürstengräber des 10. und 9. Jh. v. Chr. bei Seddin liegen nur ca. 7 km von der "Schwedenschanze" entfernt. Es ist möglich, dass der im Königsgrab von Seddin bestattete Mann von der "Schwedenschanze" aus die politische und wirtschaftliche Macht ausübte. Es handelt sich um einen Zentralen Ort am Mittellauf der Stepenitz und der unteren Dömnitz, der an das kontinentale Fernhandelsnetz angeschlossen war.

Hügelgrab nach der Wiederherstellung 2010, Durchmesser ca. 13 m und 2 m hoch. Foto: LK Prignitzzoom

Die Befestigungsanlage und die Gräber bezeugen eindrucksvoll die Existenz einer sozialen Elite. Außerhalb des "Seddiner Kulturgebietes" kann eine solche soziale Oberschicht erst wieder an der Nordseeküste und auf Fünen nachgewiesen werden. Der im Falle von Seddin und Horst vorhandene enge räumliche Bezug von Fürstengräbern und einer Befestigungsanlage ist für den bronzezeitlichen Norden einmalig.
Ab der Mitte bis zum Ende des 19. Jh. bewohnten Waldarbeiter das Areal. Ihre aus Ziegeln errichtete Unterkunft war zum Teil in den südlichen Wall eingebaut. Kurz vor den Resten des Hauses ist ein Feldsteinbrunnen aus dieser Zeit erhalten.
Befestigung, Außensiedlung, Grabhügel und Anlegeplatz sind als Bodendenkmal in das Verzeichnis der Denkmale des Landes Brandenburg eingetragen.

Naturschutz

Rotbuchen sind als sog. Methusalembäume eingetragen. Foto: LK Prignitzzoom

Die Schwedenschanze ist seit 2005 Teil des 92 Hektar umfassenden Flora-Fauna-Habitat-Gebietes (FFH) "Großer Horst" und als solches Bestandteil der europäischen Schutzgebietskulisse "Natura 2000". Das Gebiet wird begrenzt durch die Dömnitz im Norden und den Steinerbach im Süden. Kennzeichnend wirken die Laubmisch-, die Auen- und die Quellwälder sowie die offenen Quellbereiche. Großflächig verbreitet ist ein Buchenmischwald mit bis zu 300-jährigen Rotbuchen (Fagus silvatica) unter Beimischung von Hainbuche (Carpinus betulus), Eiche (Quercus robur), Berg-Ulme (Ulmus glabra), Ahorn (Aceracea) und Erle (Alnus glutinosa).
Die Schutzwürdigkeit des Gebietes resultiert aus den Vorkommen mehrerer natürlicher Waldgesellschaften sowie der Fischarten Westgroppe und Lachs, für den seit 2000 im Gewässersystem der Stepenitz (Mündungsgewässer von Steinerbach und Dömnitz) ein Wiederansiedlungsprogramm durchgeführt wird.

Download der Tafel Schwedenschanze (1,4 MB)                                                        Text: LK Prignitz/BLDAM

Zeitungsartikel

Ausschnitt aus dem Jahresfilm 2010 des BLDAM

 

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