Verfahrenslotsin: Sie hilft Eltern durch den Antrags-Dschungel

16.04.2025

Mit einer neuen Gesetzgebung ist der Landkreis Prignitz verpflichtet, einen Verfahrenslotsen als Ansprechpartner für Familien mit körperlich oder geistig behinderten Kindern vorzuhalten. Seit 2024 hat Doreen Brünsch diese Aufgabe inne. Sie erklärt, was ihre Stelle ausmacht und wie sie Menschen helfen kann.

Doreen Brünsch möchte mit ihrer Arbeit als Verfahrenslotsin Familien mit geistig oder körperlich behinderten Kindern helfen. (Foto: LK Prignitz)

Doreen Brünsch sitzt an ihrem Schreibtisch. Immer wieder ziert ein breites Lächeln ihr Gesicht, während sie von ihrem Aufgabenfeld berichtet. Es ist noch nicht allzu lange her, seit sie ihren Job 2024 als Sozialarbeiterin gegen ihre Tätigkeit als Verfahrenslotsin eingetauscht hat. Doch eines steht jetzt schon fest: Sie stellt sich den neuen Herausforderungen und Aufgaben mit Herzblut.

Aufgrund einer neuen Gesetzgebung haben Eltern, Familien und behinderte junge Menschen – egal ob geistig, seelisch oder körperlich - das Recht, die Hilfe einer Verfahrenslotsin in Anspruch zu nehmen. „Mein Job ist es, als Ansprechpartnerin zu dienen und meine Klienten bei Anträgen zu beraten und zu unterstützen“, erklärt Doreen Brünsch. Ihre Hauptschwerpunkte liegen dabei auf der Familienberatung und Inklusion. „Ziel meiner Stelle ist es, Kindern mit Einschränkungen die gleichen Chancen zu bieten. Um das zu ermöglichen, gibt es viele Leistungen der Eingliederungshilfe, die beantragt werden können. Die Verfahren oder auch überhaupt das Zurechtfinden im Antrags-Dschungel ist jedoch nicht immer ganz einfach. Und genau hier setze ich an und unterstütze die Familien, die meine Hilfe in Anspruch nehmen wollen.“

Betroffene sind dankbar: Doreen Brünsch hört zu und nimmt sich Zeit

Die Eingliederungshilfe umfasst Hilfen für junge Menschen mit einer bereits bestehenden oder einer drohenden Behinderung in den Bereichen Bildung, Arbeitsleben, Sozialleben und medizinische Rehabilitation, erläutert Doreen Brünsch und nennt auch gleich ein paar Beispiele: „Im Bereich Bildung wären das zum Beispiel Hilfen, welche das Kind bei der Bewältigung von Problemen im Schulalltag unterstützen können. Oder im Bereich des Soziallebens kann unter anderem ein Antrag auf Frühförderung vom Kita-Alter bis zur Einschulung gestellt werden. Es gibt aber etliche Varianten für jeden Bereich. Dabei gibt es keine Allgemeinlösung. Jeder Fall ist unterschiedlich. Deswegen ist es nicht immer einfach für Eltern, hier die richtige Leistung zu finden. Das Antragsprozedere kann auch sehr kräftezehrend sein. Deswegen bleibe ich, wenn die Familien es wünschen, auch während des ganzen Verfahrens an ihrer Seite.“

Dass sich die Verfahrenslotsin diese Zeit für ihre Klienten nehmen kann, liegt ihr besonders am Herzen. „Der Alltag ist schon schnelllebig genug. Gefühlt haben die Menschen kaum noch richtig Zeit, um sich vollumfänglich auf Dinge einzulassen. Genau das ist aber mit dieser Stelle möglich. Ich kann mir aktiv Zeit für meine Klienten nehmen und sie in ihrem Tempo begleiten. Es erfüllt mich sehr, anderen zu helfen“, erklärt sie ihre Entscheidung, auf die Stelle als Verfahrenslotsin zu wechseln.

Auch wenn Doreen Brünsch diese Aufgabe noch nicht lange inne hat, konnte sie bereits einige Menschen begleiten. Die Reaktionen, die sie bei den Gesprächen mit den Klienten erhält, haben sie berührt und ihr gezeigt, dass ihre Arbeit notwendig ist: „Die Betroffenen sind froh, dass da jemand ist, der ihnen zuhört. Sie sind dankbar, dass gemeinsam Lösungsansätze für ihre Probleme gefunden werden. Ich kann zwar nicht das Ausfüllen der Anträge für sie übernehmen, aber ich zeige mögliche Hilfen auf, lotse sie zu den richtigen Stellen und kann das ,Verwaltungsdeutsch‘ für sie übersetzen.“

320 schwerbehinderte Menschen lebten 2023 in der Prignitz

Doreen Brünsch hofft, dass noch mehr Menschen in Zukunft auf ihr Hilfsangebot aufmerksam werden. Die Zahlen zeigen, dass ihre Zielgruppe nicht gerade klein ist. Wie aus dem Bericht über „Schwerbehinderte Menschen im Land Brandenburg vom Amt für Statistik Berlin-Brandenburg“ hervorgeht, lebten im Jahr 2023 insgesamt 9440 schwerbehinderte junge Menschen im Land – 320 davon in der Prignitz. Doreen Brünsch geht jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer noch höher liegt. „Teilweise gibt es sehr langwierige Diagnoseverfahren und es gibt auch Fälle, in denen Eltern lange mit sich hadern, ehe sie ihr Kind testen lassen, aus Angst vor dem Ergebnis“, erklärt die Verfahrenslotsin.

Doch selbst wenn die Diagnose noch nicht schriftlich vorliegt, haben Eltern einen Anspruch auf Brünschs Hilfe in dem Moment, wo sie Einschränkungen feststellen. Das Angebot ist kostenfrei und richtet sich explizit an Familien, Angehörige, gesetzliche Vertreter, den Vormund und an junge Menschen (bis zum 27. Lebensjahr) mit Behinderungen selbst. „Es ist mir wichtig, dass meine Klienten sich bei den Gesprächen auch wohlfühlen, deswegen bin ich ganz flexibel, was den Ort angeht – egal ob bei mir im Büro, bei den Familien zu Hause oder an einem neutralen Ort. Grundsätzlich stehe ich aber auch natürlich telefonisch für Fragen zur Verfügung.“

Die Verfahrenslotsin der Kreisverwaltung Prignitz, Doreen Brünsch, ist unter der Telefonnummer 03876 713-284 oder per Mail unter doreen.bruensch@lkprignitz.de erreichbar.

© Landkreis Prignitz 


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